Mittwoch, 25. November 2020, Nahe-Zeitung, Seite 20
Erinnerungen an den „schlimmsten Tag“
Ortsbürgermeister Patrick Kielburger (links) und Diakon Andreas Duhrmann legten einen Kranz am Ehrenmal nieder. Foto: Gerhard Müller
In Frauenberg wurden auch Kränze niedergelegt
Frauenberg. In dem vorgeschriebenen Corona-Abstand legten Ortsbürgermeister Patrick Kielburger und Diakon Andreas Duhrmann mit Mundschutz auch am Frauenberger Ehrenmal einen Kranz nieder. Dort sind alle Frauenberger Soldaten aufgeführt, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben verloren.
Zeitversetzt, und natürlich mit dem gebotenen Abstand, legten der Erste Beigeordnete Karlheinz Thom und Achim Bechtel als Beigeordneter einen weiteren Kranz am Soldatengrab nieder. Das Soldatengrab wurde in den letzten Kriegstagen für gefallenen deutschen Soldaten angelegt, die auf dem Rückzug ihr Leben verloren. Der Frauenberger Gerhard Herrmann, der diese Geschehnisse selbst miterlebt hatte, bezeichnete diesen Tag als den schlimmsten Tag des Krieges. Er hatte seine Erlebnisse zusammengefasst, die in einem Artikel in der Nahe-Zeitung 1985 veröffentlicht worden waren.
Hier ein kleiner Ausschnitt: „In der Nacht zum 18. März 1945 zogen die ersten deutschen Kampftruppen vom Westen auch durch die Ortsgemeinde Frauenberg, um der drohenden Umklammerung ihres überlegenen Feindes zu entrinnen. In den Morgenstunden des 18. März griffen die ersten amerikanischen Jagdbomber die teils chaotisch zurückflutenden deutschen Soldaten in den engen Waldwegen des Maiwaldes an. Es waren erste Verluste zu beklagen. Die fortwährenden Angriffe der amerikanischen Jabos forderten weitere starke Verluste. In den beiden Sälen des Ortes wurden Lazarette eingerichtet, um die vielen Verwundeten zu versorgen. Deutsche Artilleriegeschützte gingen im Ort in Stellung, um den Rückzug der abgekämpften deutschen Soldaten zu sichern. Darauf erwiderten die Amerikaner mit ihrer Übermacht das Feuer und belegten die deutschen Truppen in und um den Ort Frauenberg mit empfindlichen Treffern und weiteren schweren Verlusten. Obwohl die Geschosse einige Wohnhäuser getroffen und beschädigt hatten, waren unter der Zivilbevölkerung keine Opfer zu beklagen. Erst am Abend ebbte das Kriegsgeschehen ab. Zahlreiche deutsche Soldaten blieben im Ort und warteten auf das Einrücken der Amerikaner. Sie waren am Ende ihrer Kräfte und warteten auf ihre Gefangennahme.
Im Morgengrauen des 19. März waren die Geräusche der anrückenden amerikanischen Panzer aus der Ferne zu hören. Auf den Straßen und Böschungen in und um den Ort war ein grausiges Bild der Zerstörung und des Todes entstanden. Noch wochenlang mussten viele Pferdekadaver in großen Gräbern verscharrt werden. Umgestürzte und fahruntüchtige Fahrzeuge, Lafetten und Geschütze standen noch Jahre danach überall herum. Sechs tote Soldaten, die die amerikanischen Angriffe nicht überlebt hatten, lagen tot auf der Straße.“
Die Soldaten, die alle namentlich bekannt sind, waren weder aus Frauenberg noch aus unserer Region. Sie erhielten in Frauenberg ihre letzte Ruhestätte. Ortsbürgermeister Kielburger war es wichtig, auch trotz der strengen Corona-Auflagen, der Gefallenen zu gedenken. „Es ist wichtig, gerade in dieser schwierigen Zeit, den Menschen ins Gedächtnis zu rufen, dass Frieden ein unschätzbar hohes Gut ist.“ gmü