Loretta

Die Namensgeberin der Burg und der Ortschaft Frauenberg ist eine der schillerndsten Frauengestalten des Mittelalters und der Beweis, dass Frauen zu allen Zeiten die Geschichte unseres Landes entscheidend mitbestimmten. Loretta entstammtdem in den Vogesen in der Nähe von Straßburg begüterten Grafengeschlecht Salm, das auch in den Luxemburger und Hunsrückraum dynastische Verflechtungen bis in die heutige Zeit besitzt. Anfang 1315 heiratet die noch nicht 20jährige den wesentlich älteren Grafen Heinrich II. von Sponheim Starkenburg. Bereits 1323 starb Heinrich und Loretta zog mit ihren drei Söhnen auf die Starkenburg bei Trarbach. Nun musste Loretta als Vormund für ihren wahrscheinlich erst acht Jahre alten Sohn Johann III. die Geschäfte der Grafschaft führen. Diese ragte wie ein Dorn in den Kurstaat Trier und drohte die Besitzungen entlang der Mosel und um Koblenz zu gefährden.

In Trier regierte Erzbischof Balduin. Als Kurfürst und Bruder eines Kaisers war er einer der mächtigsten Männer im Reich und hielt nun die Zeit für gekommen, seinen Besitz, gegen eine vermeintlich schwache Frau, durch Besetzung von sponheimischen Besitztümern zu erweitern.

Im Frühjahr 1328 ließ die Gräfin daraufhin ihren Rivalen kurzerhand während einer Fahrt auf der Mosel nach Koblenz bei TrabenTrarbach durch 14 ihrer Gefolgsleute gefangen nehmen und auf die Starkenburg bringen. Diese Tat war eine Ungeheuerlichkeit und Kaiser und Papst protestierten auf das Schärfste. Zwar wurde Loretta mit ihren 14 Helfern in Bann getan und exkommuniziert, aber konkrete Maßnahmen zur Befreiung des Kirchenfürsten sind nicht bekannt.

So musste Balduin nach fünf Wochen Haft klein beigeben und einen Sühnevertrag unterschreiben, in dem er nicht nur eine in Birkenfeld widerrechtlich gebaute Burg übergab, sondern auch 11000 Pfund Heller Lösegeld neben 4000 Pfund Heller Schmerzensgeld zahlte. Dass es während der Gefangenschaft auf der Starkenburg zwischen der jungen Witwe und dem ebenfalls noch nicht 30jährigen Balduin zu Liebesbeziehungen gekommen sei, entbehrt zwar des geschichtlichen Beweises, ist aber immer wieder Anlass zu romantischen Spekulationen gewesen.

Auch die im 15. Jahrhundert aufgestellte Behauptung, die von Balduin errichtete Burg im „Birkenfeldischen“ sei die Frauenburg gewesen, ist wahrscheinlich falsch. Möglich erscheint jedoch, dass sich Loretta die Frauenburg zumindest mit einem Teil des Trierer Geldes aus- und umbaute, nachdem sie diese zum Witwensitz erkoren hatte.

Erwähnt werden muss auch, dass bei Ausgrabungen auf der kurtrierer Burg Grimmburg bei Hermeskeil eine Falschmünzerwerkstatt entdeckt wurde, die die gleichen Heller fälschte, die das Lösegeld umfasste. Sollte Balduin Loretta doch überlistet haben?

Die Lösung vom Bann erreichte Loretta, indem sie 1330 mit fünf ihrer am Überfall beteiligten Gefolgsleute zur Papstresidenz nach Avignon reiste und dort eine bemerkenswert milde Buße auferlegt bekam. Sie musste mit 50 ihrer Männer barfuß mit einer großen Kerze in Trier im Dom ihre Schuld öffentlich bekennen. Es erscheint offensichtlich, dass die Kirchenmänner ihr die Buße sehr erleichterten.

Ob nach Lorettas Tod 1345 oder 1346 die Burg weiter ständig bewohnt war, ist nicht bekannt. Loretta wurde an der Seite ihres Mannes im Kloster Himmerod bei Wittlich beigesetzt.