Geschichte

Frauenberg, ein Ort an der oberen Nahe zwischen Westrich und Hunsrück, ca. 7 km südlich von Idar-Oberstein gelegen, zählt heute etwa 400 Einwohner.

Obwohl an der Grenze zum Truppenübungsplatz Baumholder gelegen, verfügt der Ort heute über gute Verkehrsverbindungen zu den naheliegenden Städten Idar-Oberstein, Baumholder und Birkenfeld. Bereits in frühgeschichtlicher Zeit führte eine alte Straße von Ausweiler her an der Frauenburg vorbei, durch die Nahe, über Oberbrombach – Siesbach – Allenbach, zur Mosel. Durch archäologische Funde wurde festgestellt, daß bereits um 500 v. Chr. Menschen in unserer Gegend lebten. Auf dem Nahekopf (oberhalb Frauenberg) befand sich ein keltischer Ringwall. Außerdem soll auf den Ruinen einer römischen Befestigung die Frauenburg erbaut worden sein. Urkundlich erwähnt wird Frauenberg erstmals um 1327. In diesem Jahre wurde die Frauenburg von der Gräfin Loretta von Sponheim bezogen. Die Burg diente ihr als Witwensitz. Im Schutze der sponheimischen Burg entstand somit der Ort Tal-Frauenberg. Durch gute Beziehungen der Sponheimer Grafen zu dem damaligen Deutschen Kaiser Ludwig von Bayern, erhielt Tal-Frauenberg 1332 die Stadtrechte. Gleichzeitig entstand das Amt Frauenberg mit den Orten Tal-Frauenberg, Reichenbach, Ausweiler, Winnenberger-Hof, Hammerstein, Homricher-Hof, Nohen und Rimsberg.

Eine Stadt im heutigen Sinne ist aber aus Tal-Frauenberg nicht erwachsen. Der kleine Ort hatte lediglich durch die Burg – ein herrschaftliches Haus, eine Burgkapelle, eine herrschaftliche Bannmühle, eine Zehntscheune, eine steinerne Nahebrücke und die Anwesenheit eines sponheimischen Amtmannes – eine größere Bedeutung als die umliegenden Orte.

Im Jahre 1570, als im Ort etwa 8 Familien lebten, wurde das Amt Frauenburg aufgelöst und dem Birkenfelder Amt angeschlossen. Dadurch war auch die Frauenburg, die ihren, militärischen Wert durch Gebietsveränderungen und das Aufkommen der Feuerwaffen ohnehin verloren hatte, dem allmählichen Verfall preisgegeben. Sie diente fortan nur noch der Landbevölkerung als Zufluchtsort in kriegerischen Zeiten.

Am Ende des 30-jährigen Krieges (1618-1648), erwähnt 1655 im Kirchspiel Reichenbach, war Tal-Frauenberg menschenleer. 1673 erwähnt das Kirchenbuch Niederbrombach einen Angriff französischer Soldaten auf die Burg, in die sich Bewohner der umliegenden Ortschaften geflüchtet hatten. Mehrere Männer sollen getötet worden sein. Wahrscheinlich wurde die Burg bei diesem Angriff stark beschädigt.

1682 lebten wieder 3 Familien in Tal-Frauenberg. 1761 wurde Tal-Frauenberg von einem außergewöhnlichen Hochwasser, verursacht durch mehrere schwere Gewitter, heimgesucht. Die Fluten zerstörten die Häuser zum größten Teil und machten den Rest unbewohnbar. Zu dieser Zeit lebten in Frauenberg 20 Familien, etwa 100 Personen. Da nun alle Bewohner obdachlos waren, beschloss die »Hochfürstlich Sponheimische Gemeinschaftliche Regierung« zu Trabach die Gründung von zwei neuen Dörfern. Eine Gruppe von 11 Familien sollte in Neu-Frauenberg und die andere Gruppe von 9 Familien auf den Sonnenberg sich neu ansiedeln. Man bekam die Regierungsauflage, die Siedlungen auf halber Bergeshöhe zu errichten, um zukünftigen Hochwassern vorzubeugen. Daraus erklärt sich die Hanglage der beiden Ortschaften. Die Entscheidung, wer wo und auf welchem Hofgeringe siedeln sollte, erfolgte durch ein Losverfahren. Die Hofplätze wurden abgesteckt und ausgemessen. Auf Neu-Frauenberg betrug jeder Hofplatz 4×4 und auf dem Sonnenberg 10 x 4 Ruten. Eine Quadratrute betrug zu damaliger Zeit 32 oder 39 qm. Die Folge des Schicksals war, dass sich die beiden neuen Dörfer erst sehr langsam entwickelten und erholten, so dass Armut und Elend lange vorherrschten. 3 Häuser stehen heute wieder auf den Ruinen von Tal-Frauenberg und der alten Bannmühle. 1816 zählte Frauenberg wieder 19 Familien.

Nach dem Wiener Kongress 1815 gehörte Sonnenberg zum Oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld und Frauenberg zum Sachsen-Coburgischen Fürstentum Lichtenberg mit der Hauptstadt St. Wendel. Dadurch wurden die beiden Schwesterngemeinden Sonnenberg und Frauenberg zwei verschiedenen Staaten des Deutschen Reiches zugeordnet, und die 1761 zur Gemeindegrenze bestimmte Nahe wurde Landesgrenze und zeitweise auch Zollgrenze. 1834 wurde Frauenberg preußisch. Eine gewisse Aufwärtsentwicklung der Gemeinde wird erst im aufkommenden Industriezeitalter sichtbar. Etwa um 1850 entstanden die beiden Wasserschleifen westlich des Ortes an der Nahe. Sie wurden bereits wieder in den Jahren 1931 – 1935 abgerissen. Mit der Inbetriebnahme der Nahetaleisenbahn 1860 – zunächst bis 1882 nur eingleisig – wird das Nahetal erstmals an das Rhein / Maingebiet und das Saarland verkehrsmäßig angeschlossen. 1880 wird die Haltestelle Sonnenberg in Betrieb genommen. Nun finden viele Frauenberger Einwohner Arbeit in Idar-Oberstein, im Saarland und im Rhein / Maingebiet. Dies führte auch zu steigenden Einwohnerzahlen. So zählte man 1910 bereits 51 Familien. Nach dem l. Weltkrieg kam der elektrische Strom nach Frauenberg. Damit war die Voraussetzung dafür geschaffen, dass sich so mancher Achat-, Edelstein- oder Diamantschleifer seine Werkstatt zu Hause einrichten konnte.

Infolge des verlorenen l. Weltkrieges musste der Landkreis St. Wendel, zudem auch Frauenberg damals gehörte, von insgesamt 94 Gemeinden, 26 Gemeinden an das Saarland abtreten. Der verbleibende Restteil führte danach die Bezeichnung »Restkreis St. Wendel – Baumholder« und Baumholder wurde Kreisstadt und Sitz der Kreisverwaltung. Erst 1937 entstand durch Zusammenlegung des preußischen Restteils St. Wendel – Baumholder mit dem oldenburgischen Landesteil Birkenfeld der heutige Landkreis Birkenfeld. Nun kamen beide Gemeinden (Sonnenberg und Frauenberg) wieder zu Birkenfeld, zu dem sie ihrer Geschichte nach seit eh und je gehören. 1938 verlor Frauenberg ca. 40 Ha seiner Gemarkung zur Anlage des Truppenübungsplatzes.

Die Ortsgemeinde Frauenberg gehörte ehemals zur Amtverwaltung und seit 1969 ist sie eine der 14 Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Baumholder. Die Wohnbevölkerung Frauenbergs ist im Gegensatz zu anderen Gemeinden der Verbandsgemeinde in den letzten Jahrzehnten ständig gestiegen: 1950: 356; 1961: 390; 1970: 382; 1982: 468; 1986: ca. 500. Der Anstieg der Einwohner hat seine Ursache in der relativ starken Bautätigkeit ab 1972 und der günstigen Lage des Ortes (mit seinem Neubaugebiet) zum 7 km entfernten Idar-Oberstein (gute Verkehrs- und Wohnlage) und der landschaftlich reizvollen Lage. Der Anstieg der Wohnbevölkerung seit der Volkszählung 1970 beträgt bis 1986 ca. 120 Personen oder 31 %, ohne den Anteil der amerikanischen Bürger. (1987 ca. 60 Personen).

In der Gemeinde hat die Schmuckindustrie noch heute eine nicht geringe Bedeutung im Vergleich zu den übrigen Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde. Allerdings ist auch dieser Industriezweig dem zunehmenden Strukturwandel unterworfen, dem insbesondere Klein- und Familienbetriebe zum Opfer fielen.

Auch als Arbeitnehmer-Wohngemeinde ist Frauenberg bedeutsam. Die Volkszählung 1970 ergab 177 Erwerbstätige, davon 88 Auspendler. 18 Einpendler wurden damals gezählt. Die Zahlen dürften sich mit dem Anstieg der Wohnbevölkerung und der Ausdehnung der Fa. Stephan bis zur Gegenwart noch deutlich verändert haben, insbesondere durch den Rückgang der Familienbetriebe der Achat, Edelstein- und Steinschleifer. Die Landwirtschaft, vorwiegend als Nebenerwerb betrieben, ist seit Anfang der 70er Jahre völlig zum Erliegen gekommen Im Bereich der Verbandsgemeinde Baumholder ist Frauenberg seit etwa 1470 die einzige Ortsgemeinde ohne einen Landwirtschaftlichen Erwerbs- oder Nebenerwerbsbetrieb. Dies mag auch in der ungünstigen landwirtschaftliche Struktur der Gemarkung begründet sein, deren Größe 2 36 Ha beträgt, bei einem Waldanteil von ca. 65 %. Für die Anlage des Truppenübungsplatzes Baumholder mussten 1938 ca. 40 Ha Nutzfläche abgetreten werden.

In den 50er Jahren war Frauenberg noch eine Gemeinde mit vorwiegend Arbeitnehmern, die auswärts ihren Lebensunterhalt verdienten und dazu landwirtschaftliche Kleinbetriebe als Nebenerwerb bewirtschafteten, sowie kleine Familienbetriebe der Schmuckindustrie (Achat-, Edelstein- und Diamantschleifer) mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb. Die Bundesbahn diente als Hauptverkehrsmittel.

In den Jahren 1958/59 wurde die Ortsdurchfahrtstraße sowie der Kreisweg und 1960/61 der Gemeindeverbindungsweg von Idar-Oberstein über Hammerstein nach Frauenberg als Gemeindezufahrtstraße erstmals mit einer Teerdecke versehen und damit der Ort erstmals an das Straßenverkehrsnetz, allerdings lediglich aus Richtung Idar-Oberstein, angeschlossen. Erst mit dem Neubau der Verbindungsstraße Idar-Oberstein – Baumholder (L 176) in den Jahren 1965-1970 wurde erstmals eine, dem zeitgemäßen Straßenverkehr und der motorisierten Entwicklung angepassten Straßenverbindung geschaffen. Auch die Verbindungsstraße nach Sonnenberg schuf man erst in dieser Zeit. Damit wurde eine bedeutsame Voraussetzung für die weitere Aufwärtsentwicklung der Ortsgemeinde geschaffen. Im Verlauf der 60er Jahre baute die Gemeinde alle Ortsstraßen aus, versah sie mit einer Teerdecke und stellte den Anschluss an die zentrale Müllentsorgung her. In dieser Zeit fiel die Entscheidung zur Erschließung des Neubaugebietes, die Planungsarbeiten wurden eingeleitet, die Leichenhalle erstellt, die Friedhofserweiterung vorgenommen und die 8-Klassen-Volksschule aufgelöst. Die Grundschule wurde nach Sonnenberg und die Hauptschule nach Niederbrombach überführt.

Bereits in dieser Zeit machte der zunehmende Wasserverbrauch den weiteren Ausbau der Wasserversorgung über eine Tiefbohrung im Nahetal und den späteren Anschluss an die Steinbachtalsperre mit dem Bau eines neuen Hochbehälters, mit einem größeren Fassungsvermögen notwendig. Zu Beginn der 70er Jahre erschloss die Gemeinde das Neubaugebiet, zunächst bestehend aus dem l. und II. Bauabschnitt mit insgesamt 44 Bauplätzen und 1980 einen weiteren Abschnitt mit zusätzlich 19 Bauplätzen, von denen noch 14 im Eigentum der Gemeinde sind. Seit 1973 sind im Gesamterschließungsbereich insgesamt 47 Wohnhäuser bezugsfertig erstellt worden. Die positive Aufwärtsentwicklung hält an, wenn auch verhaltener als in den 70er Jahren. Von insgesamt 134 Wohnhäuser der gesamten Ortsgemeinde stehen derzeit 47 und von 540 Einwohner, einschließlich der amerikanischen Mitbürger, lebten 1987 195 im Neubaugebiet. Somit fällt mehr als l / 3 der Wohnhäuser und der Einwohner des Ortes in den Bereich des Neubaugebietes und hat sich erst seit 1973 zu diesem Umfang entwickelt.

1979 nahm Frauenberg als erste Ortsgemeinde innerhalb der Verbandsgemeinde eine moderne biologische Kläranlage in Betrieb. Die Erweiterung des Ortes durch die Schaffung des Neubaugebietes und die damit verbundene Zunahme der Bautätigkeit machte es erforderlich, dass die Hauptleitung der Kanalisation in der alten Ortslage durch neue, größer dimensionierte Rohrleitungen ersetzt werden musste. 1986/87 wurde die ehemalige Schule zum Gemeinschaftshaus umgebaut. Zusammenfassend kann berichtet werden, dass die Ortsgemeinde Frauenberg in den letzten 25 Jahren eine beispielhafte Entwicklung genommen hat. Die in den 50er Jahren noch überwiegend vorhandene landwirtschaftliche Struktur der Gemeinde mit kleinen, im Familienbetrieb geführten Schleifereien wurde in den 60er Jahren von dem sich entwickelnden industriellen und technologischen Fortschritt völlig verdrängt. Es entstand eine vornehmlich bürgerliche Einwohnerschaft mit noch einigen Kleinbetrieben der Herstellung, Verarbeitung und Vertrieb von Schmuckwaren. Der Lebensunterhalt wird fast ausschließlich aus nichtselbständiger Berufstätigkeit verdient. Ein mittlerer Betrieb der Schmuckherstellung konnte in den 60er Jahren angesiedelt werden, der durch Erweiterungen derzeit mehr als 80 Mitarbeiter beschäftigt. Damit konnten für viele Frauenberger Bürger Arbeitsplätze geschaffen werden. Für diese Entwicklung war die Verkehrerschließung in den 60er Jahren (Anschluss an die L 176 und die Verbindung nach Sonnenberg) von besonderer Bedeutung. Die Verkehrsanbindung war eine wesendliche Voraussetzung für die rege Aufwärtsentwicklung in den 70er Jahren und die dam verbundene Ortserweiterung.

Die Gemeinde hat die Jahre der vollen Kassen gut genutzt, um die Entwicklung in der Ortsgemeinde, wie die Wasserversorgung und Entsorgung, den Ausbau der Ortsstraßen und den Umbau / Ausbau des Gemeinschaftshauses – um nur einige Projekte zu nennen – bis zum derzeitigen Umfang stetig voranzutreiben. Zukünftig wird es darauf ankommen, die geschaffenen Ortsanlagen und Einrichtungen zu erhallen, den weiteren Ausbau zu fordern und die beiden Ortsteile (alt und neu) weiter zusammenzuführen.