Dienstag, 23. April 2024, Nahe-Zeitung, Seite 20
Zwei Ortschefs würden vom Rat gewählt
Von Gerhard Müller
Frauenberger Bürgermeister Karl-Heinz Thom lässt Dorf nicht hängen – Uwe Nees kandidiert in Reichenbach bei passender Konstellation wieder
Fotos: Gerhard Müller
Reichenbach/Frauenberg. Am Montagabend um 18 Uhr endete die Frist zur Einreichung von Wahlvorschlägen für die Kommunalwahl am Sonntag, 9. Juni. Dann stehen neben der Wahl zum Europaparlament auch die Neuwahl von Gemeinderäten und die Urwahl der Ortsbürgermeister auf dem Programm.
Wo sich kein Kandidat findet, ist der neue Gemeinderat dann gefordert, nach seiner konstituierenden Sitzung einen Ortschef zu finden und zu wählen. Bei Blick auf die amtierenden Ortschefs und deren Bereitschaft, sich erneut zur Verfügung zu stellen, betrachten wir zum Auftakt die Ortsgemeinden Frauenberg und Reichenbach.
Keine großen Baumaßnahmen
Im Gespräch mit dem Frauenberger Ortschef Karl-Heinz Thom berichtet dieser, dass er nicht zur Urwahl antreten will, aber seine Gemeinde nicht hängen lassen werde, sollte sich kein anderer Bewerber finden. Thom, der im März 2023 die Amtsgeschäfte von Patrick Kielburger übernahm, ist familiär stark eingebunden, betreut er zusammen mit seiner Ehefrau von Freitag bis Sonntag seinen 96-jährigen Vater und seine 94-jährige Schwiegermutter im Saarland und ist somit an den Wochenenden nicht in Frauenberg. Darüber hinaus ist der 74-Jährige als Schiedsmann für die 14 Gemeinden täglich zwei bis drei Stunden im Einsatz.
In seinem Alter sei dies alles eine Herausforderung, daher würde er eher anderen das Feld überlassen. Doch sollte sich niemand finden, wäre er bereit sich im Rat wählen zu lassen. „Ich lasse die Ortsgemeinde nicht hängen“, begründete Thom die Zusage an seine Ratskollegen. Thom betont, dass er eigentlich keine gesamte Legislaturperiode durchziehen wolle. Er hoffe, dass sich im Lauf der Legislaturperiode ein Nachfolger finde. In Frauenberg wird es auch 2024 keine Vorschlagsliste geben.
In den kommenden fünf Jahren sind in Frauenberg keine größeren Baumaßnahmen geplant. Dennoch hofft der Bürgermeister, dass die Reparatur der Bahnhofstraße endlich durchgeführt wird. Als Schwerpunkt in den kommenden Jahren will Thom seine Gemeinde mehr öffnen. Er will für mehr Zuspruch für die Frauenburg und den Loretta-Wanderweg werben. Dabei gibt es auch schon konkrete Pläne. Für geschichtliche Vorträge. Namhafte Historiker werden 2026 im Forum „Strake Frauen im Mittelalter“ das Leben der Loretta von Sponheim unter die Lupe nehmen.
Im benachbarten Reichenbach ist die Konstellation vergleichbar. Ortsbürgermeister Uwe Nees ist im vergangenen September vom Gemeinderat zum Ortschef gewählt worden, nachdem sich aus Reihen des Rats nach dem Rücktritt von Olaf Schmidt im Juni niemand fand. Nees wird nicht zur Urwahl antreten, aber er kann sich vorstellen, sich erneut vom Gemeinderat zum Ortsbürgermeister wählen zu lassen. „Wenn die Konstellation passt, würde ich mich zur Wahl stellen“, sagte er. Wichtig ist es ihm, einen Gemeinderat zu haben, mit dem er gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten kann.
Windpark: Arbeiten laufen
Denn in Reichenbach stehen in der nächsten Legislaturperiode einige Aufgaben an. Das wichtigste Vorhaben ist der Ausbau der Hauptstraße. Die 2025 beginnende Maßnahme erfordert die volle Aufmerksamkeit des Bürgermeisters und des Rates. Doch bis dahin müssen die Pläne für den Ausbau der Stichstraße „Schwodel“ und die Verlängerung der Erneuerung bis zur Einmündung in die L 176 erstellt werden. Für den Windpark sind die Verträge unter Dach und Fach, die Arbeiten laufen. Nun stehen die Schwerlasttransporte an, die im Mai in Teilen nachts durch den Ort geführt werden sollen.
Auch bei der Neugestaltung des Friedhofs sieht Nees noch Planungsbedarf. So müsse entschieden werden, ob der abgeholzte Teil oberhalb des Friedhofs integriert werden soll. Nees macht sich auch Gedanken, wie eine Grundversorgung mit Lebensmitteln im Ort geschaffen werden könnte. Eine Idee könnte ein großer Container sein, in dem alle Lebensmittel für den täglichen Bedarf erworben werden könnten.
„Mit einem elektronischen Schlüssel könnte dort den Reichenbachern rund um die Uhr Zugang gewährt werden“, sagte Nees. Bezahlt würde über eine zugelassene elektronische Karte. Dies könnte in jedem Fall teures Personal sparen. Ob dieser Gedanke umsetzbar ist, müsse diskutiert werden.
Auch die 800-Jahr-Feier, die durch den Straßenausbau ins Jahr 2028 verschoben wurde, steht auf der Agenda. Mit dieser Veranstaltung will die Ortsgemeinde die Chance ergreifen, sich positiv darzustellen. Auch die Sauberkeit im Dorf ist für Nees ein Thema. Als Stichwort nennt er den Glascontainer und das hohe Müllaufkommen auf dem Friedhof.
Um den Reichenbachern die Wahl etwas zu erleichtern, will Nees eine Wahlhilfeliste mit aktuell zwölf Personen als Orientierung anbieten, die bereit sind, ein Mandat anzunehmen. Wichtig ist ihm dabei, dass die Liste parteiunabhängig ist.
Karl-Heinz Thom (links) lässt seine Gemeinde nicht hängen. Uwe Nees will weitermachen, falls die Konstellation passt.