Naheradweg wird für viele Monate gesperrt
Freitag, 23. April 2021, Nahe-Zeitung, Seite 13
Naheradweg wird für viele Monate gesperrt
Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt
Ungewöhnlicher Anblick: Ein sogenannter Schreit- oder Spinnenbagger im Steilhang oberhalb der Nahe bei Enzweiler. Mit diesem Spezialfahrzeug, das seit ein paar Tagen im Einsatz ist, verlegt der Wasserzweckverband neue Rohre auf der Strecke Enzweiler–Hammerstein–Frauenberg. Foto: Hosser
Wasserzweckverband erneuert Leitungen zwischen Hammerstein und Frauenberg
Kreis Birkenfeld. Eine weitere immense Investition in die Trinkwasserversorgung im Landkreis Birkenfeld bringt für Radfahrer in dieser und wahrscheinlich auch in der kommenden Rad-Saison eine erhebliche Einschränkung mit sich: Der Naheradweg zwischen Hammerstein und Frauenberg wird voraussichtlich von Mai bis Oktober/ November voll gesperrt. Grund ist der Neubau der Trinkwasserleitung (einer kombinierten Saug- und Druckleitung) vom Hochbehälter Enzweiler bis in die Nähe der Frauenburg. Diese Leitung ist offenbar marode und verläuft in weiten Teilen genau unter dem Asphaltband des Naheradwegs.
Als Dauer der Maßnahme gibt der Wasserzweckverband (WZV) eineinhalb Jahre an. Radfahrer auf dem Naheradweg sollen in dieser Zeit über Forst- und Feldwege nach Oberbrombach umgeleitet werden, wo sie über Sonnenberg wieder den Radweg erreichen. Oder sie müssen auf die stark befahrene L 176 ausweichen.
Es wird keine einfache Baustelle: Laut Wasserzweckverband müssen auf einer Gesamtlänge von sechs Kilometern Rohre verlegt und insgesamt siebenmal Gewässer und auch zwei Straßen in offener Bauweise überwunden werden. Vor allem Steilhänge bis zu einer Neigung von 100 Grad direkt am Naheufer stellen die Baufirma vor extreme Herausforderungen. Dafür ist seit Anfang der Woche eigens ein spezieller Schreitbagger im Einsatz, der mittels hydraulischer Stützfüße auch im steilsten Gelände standsicher arbeiten und Gräben für die Verrohrung ziehen kann. Wegen seines Aussehens und seiner Fähigkeiten werden diese Spezialfahrzeuge auch „Spinnenbagger“ genannt.
Die Gesamtkosten der Maßnahme sind im Wirtschaftsplan des WZV mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Sanierung ist eigentlich schon seit Jahren geplant, die Leitung hatte immer wieder Lecks aufgewiesen, musste punktuell repariert werden, weil in Teilbereichen die alten Gussrohre porös sind und dadurch „erhebliche Wasserverluste“ entstanden, wie Werkleiter Horst Kürschner erläutert. Ab der Ortslage Reichenbach wurde vor einigen Jahren ein Leitungsabschnitt bis Baumholder bereits erneuert. „Bedingt durch die anstehende Versorgung der US-amerikanischen Streitkräfte durch die Verbandsgemeinde Baumholder wurde die Erneuerung nun dringlich“, sagt Kürschner: „Das bestehende Leitungsnetz wäre dem stärkeren Wassertransport nicht mehr gewachsen.“
Weil bedingt durch den Truppenübungsplatz Quellgebiete für die Versorgung Baumholders nicht mehr genutzt werden können, wird die Verbandsgemeinde Baumholder bereits seit einigen Jahren aus der Steinbachtalsperre versorgt, bald auch die US-Basis. Die Versorgungsleitung von der Talsperre nach Idar-Oberstein wurde damals bis nach Baumholder verlängert. Das Trinkwasser fließt seitdem von der Talsperre im freien Gefälle bis zur Druckerhöhungsanlage (DEA) Sonnenberg. Von dort wird das Trinkwasser in die Behälter in der VG Baumholder befördert.