Rätsel um wehrhaftes Haus am Ellerbach
Freitag, 13. Januar 2023, Nahe-Zeitung, Seite 19
Von Gerhard Müller
Die beiden Hobbyhistoriker Dr. Freimut Heiderich (links) und Achim Bechtel verschaffen sich anhand einer alten Forstkarte einen Überblick über die Lage des Burghauses und der Katharinenkapelle. Foto: Gerhard Müller
Freimut Heiderich und Achim Bechtel erforschen Hinweise auf Burghaus und Katharinenkapelle
Frauenberg. Über die Geschichte der Frauenburg wurde schon viel geschrieben und der Innenbereich sogar archäologisch untersucht. Dagegen ist die nähere Umgebung der Burg fast unerforscht. So gibt es Belege eines wehrhaften Burghauses und einer Katharinenkapelle. Lediglich die Bedeutung und der Zeitraum, wann diese außerhalb der Frauenburg liegenden mittelalterlichen Gebäude gebaut wurden, sind bis heute noch nicht eindeutig geklärt.
So machten sich die beiden Hobbyhistoriker Dr. Freimut Heiderich und Achim Bechtel nun auf den Weg, die bisherigen Erkenntnisse zusammenzutragen. Detaillierte Hinweise auf historische Wege und Gebäude vermittelt eine Forstkarte aus dem Jahr 1759, die der Geometer Werner erstellt hatte.
Freimut Heiderich hat dies in seinem Buch „Frauenberg-Sonnenberg-Winnenberg – Herrschaft und Bauern im Umfeld der Frauenburg“ deutlich herausgestellt. Die Karte zeigt elf einzelne Gehöfte Tal-Frauenbergs entlang des mittelalterlichen Wegverlaufs von der Nahe bis zur Frauenburg auf, die während eines verheerenden Gewitters weggespült wurden. Der alte Weg führte entlang des Talbachs bis zum Zusammenfluss des Ellerbachs und Aubachs. Nach der Überquerung der beiden Bäche geht es weiter entlang des Ellerbachs bis zur Ruine es ehemaligen Burghauses. Die Mauerreste sind noch heute gut zu erkennen.
Ruine zeugt von mächtigem Bau
In vielen alten Urkunden wurde das Burghaus als herrschaftliches Haus im Tal zu Frauenberg bezeichnet. Die Ruine des Burghauses befindet sich direkt am Ellerbach. Die Außenmaße der Bruchsteinmauer bemessen 16 auf 20 Meter bei einer Wandstärke von 1,40 Metern.
Nach dem Tod der Gräfin Loretta von Sponheim-Starkenburg 1346 erhielt ihr jüngster Sohn Gottfried von seinem Bruder Graf Johann III. das Haus als Lehen. Die entsprechende Urkunde ist auf den 25. März 1347 datiert. Gottfried durfte das Haus gegen jedermann verteidigen. Demnach war das Gebäude wehrhaft. Weiterhin wird in der Urkunde ein „Gezelin“ als Vorbesetzer genannt, was eine Erbauung durch den Orden der Zisterzienser vermuten lässt.
Achim Bechtel hat unter dem Titel „Die Entstehung des Burghauses im Tal zu Frauenberg“ einen Aufsatz erfasst. Er bezog sich auf die von Johannes Mötsch zusammengefassten Urkunden und konnte so belegen, dass sich das Anwesen bereits ab dem Jahr 1218 im Besitz von Adelheid von Sayn befand. Als Adelheid 1263 verstarb, ging das mütterliche Erbe der Grafschaft Sayn an Johann I. von Sponheim-Starkenburg über.
Es ist möglich, dass es sich bei dem in den Urkunden genannten um das später als herrschaftliches Haus bezeichnete Gebäude handelte. Dem Namen nach könnte eine Tochter- oder Enkelgründung der Primarabtei Clairvaux gemeint sein. Aus der Teilungsurkunde von 1265 wird „Ellingbagh“ genannt, das man zunächst sicherlich mit Allenbach in Verbindung bringen wird. Aber durch die Namensähnlichkeit könnte auch das wehrhafte Haus direkt am Ellerbach gemeint sein. So hätten Johann I. oder sein Sohn Heinrich I. mit geringen Mitteln das Haus in einen militärischen Stützpunkt umwandeln können und zum Schutz gegen die Grafen von Veldenz Verwendung finden. Dies hätte mit Sicherheit weniger Aufsehen erregt, als eine neue Burg zu bauen. Da die Erträge aus den Gütern Clervaux schlecht waren, was von den Visitatoren bereits Ende des 12. Jahrhunderts erkannt wurde, zogen sich die Zisterzienser aus der Einöde zurück und verkauften das Gebäude.
Zwei Steinhaufen zeigen Standort
In kurzer Entfernung zum herrschaftlichen Haus, direkt am alten Weg in Richtung Frauenburg, befand sich das zweite außerordentliche Gebäude, die Katharinenkapelle. Von der alten Kapelle sind nur noch zwei 20 Zentimeter lange Steinhaufen übrig geblieben. Die Breite der ehemaligen Kirche betrug neun Meter. Zwischen Steinen sind Schieferstücke zu finden, die von der ehemaligen Bedachung stammen.
Als Erbauer kommen die Ritter von Schwarzenberg und Blancheflor von Veldenz oder eben Loretta von Sponheim selbst infrage. Die Ritter haben die ab circa 1260 erwähnte Burg bemannt. Fraglich ist, ob ein einzelner Ritter oder Edelknecht aus der Familie in der Lage war, die Kapelle zu stiften.
Der Witwe Blancheflor von Veldenz wurde bei einer Klage wegen der nicht entrichteten Mitgift des Hauses Sponheim-Starkenburg, Recht gegeben. Von ihrem Wohnsitz, der Burg Lichtenberg, durfte sie Abgaben aus günstig gelegenen Gebieten einziehen. Aber ob sie sich es als Witwe hätte leisten können, eine Kapelle zu bauen, ist ebenfalls fraglich.
So liegt letztendlich die Vermutung nahe, dass Loretta von Sponheim-Starkenburg als Stifterin der Katharinenkapelle infrage kommt. Dies würde eine Erbauung um das Jahr 1330 bedeuten. Die bronzene Glock der Kapelle ist heute noch im Besitz der Ortsgemeinde Frauenberg und täglich zu hören.
In der Inschrift sind der heilige Gregorius und die heilige Katharina von Alexandrien, die Namensgeberin der Glocke, benannt. Auch zur Frauenburg kommt immer mal wieder die These auf, dass die Burg einst aus sieben Türmen bestanden hätte. Auch diese Behauptung konnte bis heute nicht eindeutig erwiesen oder widerlegt werden. In Sache der Burg sind die Historiker schon einen Schritt weiter und können anhand von alten Urkunden beweisen, dass Gräfin Loretta von Sponheim nicht die Erbauerin war. Letztendliche Klarheit über die Geschichte des herrschaftlichen Burghaues, der Katharinenkapelle und der Frauenburg selbst können nur archäologische Befunde erbringen.