Stadtrechte

 

Auf einem südwestlich von Frauenberg in einer Schlucht aufragenden Hügel erbaute Gräfin Loretta im zwölften Jahrhundert ihren Alterssitz, die Frauenburg, deren Ruine im oberen Nahetal auch heute noch stolz hervorragt. Gräfin Loretta hatte ihren mächtigen Widersacher, den Erzbischof Balduin von Trier, einst vor Traben-Trarbach gefangen genommen und ihn auf der Gräfinburg jahrelang in Haft gehalten. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts wurde im Tal am Nahefluß die Siedlung Tal-Frauenberg gegründet. Sie bekam im Jahre 1332 von Kaiser Ludwig dem Bayern die Stadtrechte verliehen.

Tal-Frauenberg war Sitz eines Amtes, das die Dörfer Reichenbach, Ausweiler, Hammerstein, Kronweiler und Nohen verwaltete. Der Amtmann, der die Verwaltung leitete, wohnte zumeist auf der Burg. Im Ort gab es eine „Zehntscheuer“, in der die Naturalien der Untertanen aufbewahrt wurden. Dazu gehörte l auch die „Bannmühle“, in der die Bewohner ihr Korn mahlen lassen mussten. Der Teich ist Stellenweise heute noch zu sehen, ebenso der Brunnen am Waldrande, der die Bewohner mit Wasser versorgte. Die Katharinenkapelle wurde vom Pfarrer von Reichenbach betreut, neben ihr lag ein Friedhof. Im Jahre 1438 gab es in Tal-Frauenberg elf Häuser, in denen neben den leibeigenen Bauern auch die Pförtner und Knechte der Frauenburg wohnten. Das Hochgericht mit dem Galgen zur Hinrichtung der Verbrecher stand auf dem gegenüber gelegenen Sonnenberg.

Um das Jahr 1570 wurde das Amt Frauen- berg aufgehoben und dem Amt Birkenfeld unterstellt. Damit war Tal-Frauenberg ein Dort wie viele andere. Seine Wiesen lagen im Nahetal, seine Äcker und Weiden aber hoch auf den beiderseitigen Berghängen. Es musste also erst der Nahefluss durchquert werden, um zu ihnen zu gelangen. Während des Sieben-jährigen Krieges wurde der Ort Tal-Frauenberg durch eine unheilvolle Überschwemmung völlig zerstört. Ein Teil der Bewohner baute das Dorf später, etwas höher gelegen, neu wieder auf und benannte es „Frauenberg“. Ein anderer Teil der Bewohner siedelte sich auf dem gegenüberliegenden Sonnenberg an. Sie begründeten dort die heutige zum Amt Birkenfeld gehörende Gemeinde Sonnenberg.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges betrieben die Bewohner der Gemeinde Frauenberg neben ihrem Beruf meistens noch eine kleine Landwirtschaft. Von 1949 bis 1963 ging die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe jedoch von 20 auf 15 zurück, und die landwirtschaftliche Nutzfläche sank bis auf 22 Hektar ab.

Heute sind in der Gemeinde Frauenberg 13 selbständige gewerbliche Betriebe mit insgesamt 50 Beschäftigten ansässig, davon acht Achatschleifereien, vier Diamantschleifereien und ein Lapidärbetrieb. Die Schleifer des Dorfes Frauenberg waren bis zur Jahrhundertwende recht arm. Sie erholten sich erst nach dem Ersten Weltkrieg etwas durch die Übernahme von Artikeln, die sie bisher nicht geschliffen hatten, wie zum Beispiel schwarzer Onyx. Heute leben die wenigen noch vorhandenen selbständigen Schleifer durchweg in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen.

Die Gemeinde Frauenberg musste 1937 die Hälfte ihres Waldbesitzes für die Herrichtung des Truppenübungsplatzes Baumholder abgeben. Heute besitzt sie nur noch 11796 Hektar Gemeindewald und 55, 31 Hektar Privatwald. Im Jahre 1955 ist der gemeindeeigene Wald auf dem Nahkopf gegen den Klaushang des Landes Rheinland-Pfalz getauscht worden.

Das Schulhaus der Gemeinde wurde 1938 erbaut. Das alte und baufällig gewesene Schulhaus war damals in Privathand übergegangen. Im Jahre 1963 waren in der Gemeinde Frauenberg 78 Häuser vorhanden, davon sind 24 Häuser nach dem Zweiten Weltkriege erbaut worden. In dem früheren Tal-Frauenberg stehen heute neun Häuser.

Die Gemeinde Frauenberg hat nach dem Zweiten Weltkrieg eine beachtliche Initiative auf kommunaler Ebene entwickelt. Sie baute die Verbindungsstraße von Frauenberg nach Hammerstein 1955 aus. 1957 wurde die Ortslage mit einem Schwarzdeckenbelag versehen. 1961 wurde die durch Hochwasser zerstörte Brücke über die Dalbach wieder aufgebaut. Leider ist das Straßennetz der Gemeinde Frauenberg nur zum Teil kanalisiert. Da die Wasserversorgung durch die Einwirkungen des Truppenübungsplatzes in den letzten 15 Jahren immer wieder recht fühlbar erschwert worden ist, musste dieses Problem vorrangig behandelt und die restliche Kanalisation sowie der Bau einer Kläranlage aus finanziellen Gründen vorerst noch zurückgestellt werden.

Im Bachstahlen wurde im Sommer 1963 eine Tiefbohrung nach Wasser durchgeführt. Nachdem sie guten Erfolg hatte, ist ein neuer Hochbehälter in Planung gegeben worden. Trotzdem wird eine noch bessere Wasserversorgung durch die Steinbach-Talsperre angestrebt.

Die Gemeinde Frauenberg zählte 1950 358 und 1954 354 Einwohner. 1962 stieg die Einwohnerzahl auf 393 Personen an. Das kulturelle Geschehen und das Vereinsleben der Gemeinde gestalten neben dem FC Lauretta der recht rege Musikverein, ein Jugendorchester sowie ein gemischter Chor.

Auf dem Verkehrssektor musste die Gemeinde Frauenberg 1963 einen Rückschlag hinnehmen, da der Bahnhof Sonnenberg im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen der Bundesbahn geschlossen wurde.

 

W. F. – aus dem Idar-Obersteiner Anzeiger der Allgemeinen Zeitung 1963