Ein spannender Blick in den „Sumpf der Unmoral“
Dienstag, 30. September 2025, Nahe-Zeitung / Lokales
Von Gerhard Müller
Das Filmplakat zu dem Film „Küsse, die töten – Eva ein Mädchen aus Baumholder“ hatte 1958 in Wiesbaden Premiere. Foto: Gerhard Müller
Filmplakat eines deutschen Filmmelodrams aus den späten 1950er-Jahren entdeckt
Baumholder. Unlängst ist Thorsten Benzel, Leiter der Frauenberger Werbeagentur Kreative Medien, auf ein ganz außergewöhnliches Filmplakat gestoßen. Der leidenschaftliche Sammler von Filmplakaten ist auf die Ankündigung dieses deutschen Filmmelodrams aus dem Jahre 1958 gestoßen.
Filmmusik von John Paris
Das Plakat mit dem Titel „Küsse, die töten – Eva ein Mädchen aus Baumholder“ wirbt mit einem, in einen roten Bikini gekleidetes Mädchen mit einer Zigarette in der Hand für den Film. Im Hintergrund ist eine Bar angedeutet, vor der ein US-Soldat unter einer Laterne ein, vermutlich deutsches Mädchen küsst. Groß im Hintergrund ist eine junge farbige Frau mit schicken Ohrringen abgebildet. Mit Heliane Bei, Susanne Kraetsch, Chris van Loosen, Heinz Schorlemmer, Rick Passé und Angela Grant sind auch die Schauspieler aufgelistet. Regie führte Peter Jakob und als Kameramann wird Herbert Thallmayer benannt. Für die Filmmusik war John Paris zuständig.
Produziert wurde der Streifen 1958 vom CEO Sonderfilm, der auch für die Verleihung zuständig war. Premiere hatte der Film am 4. September 1958 in Wiesbaden. In einem weiteren Plakat ist ein Zeitungsausschnitt mit der Überschrift Alarm bei Interpool, Großfahndung ungeschminkte Tatsachen unserer Zeit, über die man sprechen sollte, zu sehen. In diesem Artikel ist zu lesen, dass 70 Damen im Alter von 16 bis 30 Jahren der Sittenpolizei ins Netz gingen. Der weitere Text ist allerdings dann nicht zu entziffern. Quer über diese Seite sind drei Hinweistexte zu abgedruckt: „Junge Menschen in Gefahr“, „Eltern und Erzieher warnt euere Töchter“ und der Hinweis „Der aktuellste Aufklärungsfilm unserer Zeit“.
In einem weiteren Presseartikel vom 20. April 1958, Baumholder (Pfalz) steht zu lesen: „Ein Mädchenhandel größeren Ausmaßes rollt vor unseren Augen in unserem eigenen Lande ab. Die Ware sind nicht blonde, weiße Frauen, die in den Harem der arabischen Welt verkauft werden und deren Schicksal den Bundesbürgern seit Jahren erschüttert. Es sind Hunderte von dummen, kleinen Mädchen, die von gerissenen Agenten geködert und in die Garnisonsstädte der Amerikaner in der Pfalz verfrachtet werden.“
Kann sich jemand an Film erinnern?
Für den bisherigen Regieassistenten Peter Jacob bedeutete „Küsse, die töten“ die einzige Filmregie. Nach diesem Kassen- wie Kritikerflop verschwand er aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Die damals 22-jährige Susanne Kraetsch spielte, die anschließend unter dem Künstlernamen Susanne Korda filmte, gab bei diesem Film ihren Einstand vor einer Filmkamera. Der 77-minütige Streifen soll davor warnen, dass Mädchen und junge Frauen von halbseidenen Vertretern des großstädtischen Milieus verführt und als Barmädchen in den „Sumpf der Unmoral“ herabgezogen werden. Es wäre interessant zu erfahren, ob der Film jemals in Baumholder aufgeführt wurde und ob sich jemand an diesen Film erinnern kann.