Mittwoch, 01. März 2023, Nahe-Zeitung, Seite 18
Hängepartie um Nahebrücke geht weiter
Von Gerhard Müller und Axel Munsteiner
Kein Durchkommen möglich: Seit 1966 verbindet diese Brücke über die Nahe die Orte Frauenberg und Sonnenberg. Die im Oktober 2022 aufgenommenen Sanierungsarbeiten an dem Bauwerk ziehen sich zur großen Verärgerung der Bürger in beiden Dörfern arg in die Länge. Foto: Axel Munsteiner
Abschluss der Sanierungsarbeiten verzögert sich erneut und führt zu großem Unmut in zwei Anliegerorten
Frauenberg/Sonnenberg. Es ist der inzwischen vierte Fertigstellungstermin, den der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Bad Kreuznach nennt: Die seit Mitte Oktober 2022 laufenden Sanierungsarbeiten an der Nahebrücke zwischen Frauenberg und Sonnenberg-Winnenberg sollen nach Auskunft der Behörde nun erst am 30. März beendet werden. In den beiden Anliegerorten, die von der damit verbundenen Vollsperrung der Kreisstraße (K) 12 betroffen sind, ist das Unverständnis groß. Dort ist man mit der Geduld fast am Ende.
Von einem „Zustand, der nicht hinnehmbar ist und sich auch nicht erklären lässt“, spricht Frank Robbert, der Ortsbürgermeister von Sonnenberg-Winnenberg vor dem Hintergrund der neuerlichen Verzögerungen bei den Arbeiten an der Nahebrücke. Er erinnert daran, dass der LBM für das 400 000 Euro teure Projekt ursprünglich eine Bauzeit von sechs Wochen veranschlagt habe, nun sei man – wenn der jetzt genannte Termin eingehalten wird – schon bei fast sechs Monaten.
Weite Umwege wegen Vollsperrung
Wegen der Vollsperrung müssten viele Einwohner des Dorfs weite Umwege in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu kommen oder einkaufen zu gehen. Für einen gewissen Zeitraum sei das akzeptabel, nicht aber für fast ein halbes Jahr. Das gelte auch für im Ort ansässige Firmen, die hohe Umsatzeinbußen hätten und für die es nun „allmählich existenzgefährdend wird“, betont Robbert auf der Facebook-Seite der Gemeinde.
Sein aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt scheidender Ortsbürgermeisterkollege Patrick Kielburger aus Frauenberg sieht das genauso. Auch dort seien die Bürger wegen der Hängepartie an der Brücke sehr aufgebracht.
„Nachdem der Baubeginn zur Brückensanierung zunächst von den Sommerferien in die Herbstferien verschoben wurde, müssen die Bürger nun schon eine vierte Verlängerung der Sperrung hinnehmen. Solche terminlichen Aussagen schaffen Unsicherheit und die neuerliche Verlängerung bis zum 30. März ist nicht nachvollziehbar“, sagt Kielburger. Auch er weist auf die langen Umwege hin, die Autofahrer machen müssen, um von Frauenberg ins normalerweise nur zwei Kilometer entfernte Sonnenberg zu kommen. Hin und zurück sind es nun aber 33 Kilometer, weil die Umleitungsstrecke von Frauenberg aus nun schon seit Herbst über die L 176 bis zum Abzweig nach Hammerstein, dann auf der B 41 bis Oberbrombach und erst von dort auf der K 12 bis Sonnenberg führt.
Patrick Kielburger bringt ebenfalls die Belastung der heimischen Wirtschaftsbetriebe ins Spiel. Dem Sonnenberger Bäcker gehe wegen der Vollsperrung nach und nach die Frauenberger Kundschaft verloren. Das umgekehrte Problem herrsche beim Hofcafé direkt auf der Frauenberger Seite der Brücke in der Talbach, wo die Besucher aus Sonnenberg ausbleiben würden, so Kielburger.
In Sonnenberg gibt es eine Kita, die auch von Jungen und Mädchen aus Frauenberg besucht wird. Einrichtungsleiterin Bettina Herber sagt, sie wisse, dass zurzeit viele Kinder mit dem Auto gebracht werden, weil der eingesetzte Bus für etliche berufstätige Eltern zu spät in Frauenberg abfahre. „Die Eltern sind überhaupt nicht begeistert, da sich ihr Fahraufwand erheblich erhöht hat“, beschreibt Herber die missliche Situation.
Forderung nach kurzfristiger Lösung
An dieser müsse sich nun schleunigst etwas ändern, findet nicht nur Frank Robbert. Dieser hat sich mit einem deutlichen Schreiben an den LBM gewandt und von dort auch bereits Rückmeldung erhalten. Nach NZ-Informationen soll es schon am heutigen Mittwoch ein Gespräch geben, an dem neben dem LBM-Behördenleiter Thomas Wagner auch der Geschäftsführer der ausführenden Baufirma Aventas aus Illingen teilnehmen soll.
Dabei wird es vor allem um die Frage gehen, inwiefern sich die Hauptforderung der politischen Akteure in den beiden Anliegerorten umsetzen lässt. Sie drängen „auf eine kurzfristige Lösung, sodass die Brücke zumindest einspurig befahrbar ist“, wie Robbert betont.
Übrigens: In der Dorfmitte von Sonnenberg wird am Rand der K 12 ebenfalls seit Oktober 2022 eine Stützwand saniert. Auch dort hakt es jedoch bei den Arbeiten. Denn bei der Fertigstellung dieser Maßnahme hat der LBM sogar erst den 30. April als neuen Termin genannt.
LBM entschuldigt sich: 30. März sei „ungünstigst anzunehmender Fertigstellungstermin“
Der LBM erklärt auf NZ-Anfrage, dass die vor Weihnachten wegen einsetzenden Frosts eingestellten Arbeiten vor einigen Tagen wieder aufgenommen wurden. „Sie mussten jedoch wegen der tiefen Temperaturen (Nachtfrost) erneut unterbrochen werden. Die anstehenden Arbeitsschritte mit Herstellung einer Betonversiegelung und Abdichtung auf der Brückenoberseite sind jedoch so witterungs- und insbesondere temperaturabhängig, dass diese aktuell noch immer nicht durchgeführt werden können und wiederum verschoben werden mussten“, erklärt Gerard Pfeifer, Teamleiter LBM-Fachgruppe Konstruktiver Ingenieurbau.
Der 30. März stelle nach heutigem Stand den „am ungünstigsten anzunehmenden Termin“ dar. Die Abdichtungs- und Belagsarbeiten auf der Brückenoberseite hätten im weiteren Bauablauf jedoch oberste Priorität und könnten bei Vorliegen geeigneter Witterungsverhältnisse auch schneller fertiggestellt werden. „Erst nach Abschluss der Arbeiten an der Brückenoberseite kann die Vollsperrung aufgehoben werden. Für die Durchführung von Restarbeiten ist gegebenenfalls noch ein temporärer Ampelbetrieb erforderlich“, erklärt Pfeifer.
Zur Forderung nach einer möglichst schnellen einspurigen Nutzungsmöglichkeit der Brücke erklärt der LBM, dass eine halbseitige Instandsetzung der Fahrbahntafel (Brückenoberseite) bereits vor Beginn des Projekts geprüft worden sei, „dies im vorliegenden Fall aber nicht durchführbar gewesen ist, weil zwischen den Brückenkappen lediglich ein lichter Abstand von sechs Metern als Arbeits- und Verkehrsraum zur Verfügung steht und die Materialien bei dieser Bauweise zusätzlich überlappend eingebaut werden müssen, was zusätzlichen Arbeitsraum erfordert. Des Weiteren werden die nutzbare Fahrbahnbreite durch Baken, Bauzäune und Ähnliches sowie der aus Arbeitsschutzgründen zu berücksichtigende Sicherheitsbereich für das Baustellenpersonal letztlich so weit reduziert, dass nicht mehr genügend Breite für einen einstreifigen Kfz-Verkehr zur Verfügung steht“, erklärt Pfeifer.
Der Unmut der Bevölkerung wegen der Verzögerungen sei für den LBM „sehr gut nachvollziehbar, und wir bedauern die unplanmäßige Bauzeitverlängerung außerordentlich“. Allerdings hätten einige „im Vorfeld nicht absehbare Ereignisse, zum Beispiel Materiallieferschwierigkeiten infolge des Ukrainekrieges, Corona-Erkrankungen des Baustellenpersonals und auch Fachkräftemangel dazu geführt, dass die Arbeiten nicht fristgemäß ausgeführt und zeitlich in den Herbst verschoben werden mussten. Leider ist es dann quasi auf der Zielgeraden vor Weihnachten zu einem Frosteinbruch gekommen, sodass aus bautechnischen Gründen die Bauarbeiten auf der Brückenoberseite nicht mehr abgeschlossen werden konnten“. Wäre dieser Frosteinbruch vor Weihnachten nicht eingetreten, hätten die Arbeiten an der Brückenoberseite „noch rechtzeitig im vorigen Jahr beendet und die Brücke wieder befahren werden können“, betont die Behörde. ax